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Er hat auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet und die Welt bereist. Warum er in Sigmaringen vor Anker ging, um eine Ausbildung zum Modedesigner zu machen und warum er heute trotz Festanstellung als kreativ-technischer Assistent der Modefachschule Sigmaringen noch immer durch die Gegend jetten und Stars wie der Sängerin Pink nachreisen kann – das erzählt Patrick Pfeiffer, Modedesigner für individualisierte Bekleidung, im Interview.
Modefachschule Sigmaringen: Das Logo deines eigenen Labels „Patrick Pfeiffer“ zeigt eine Kombination aus einem Anker und einer Schere. Was bedeutet dieses eigenwillige Symbol für dich?
Patrick Pfeiffer: Als ich 2019 und mit 30 Jahren meine Ausbildung zum Modedesigner an der Modefachschule in Sigmaringen begonnen habe, war eine meiner ersten kreativen Eigenleistungen der Entwurf eines Logos. Super einfach mit Kartoffeldruck hergestellt (lacht)! Denn natürlich hatte ich große Pläne und wollte mich – wie so viele, die hier an der Modefachschule ihren Weg ins Fashionbusiness gehen – mit meiner eigenen Marke selbständig machen. Die Schere, die ich am Anfang als Symbol für den Designerberuf ausgesucht hatte, passte aber irgendwann nicht mehr zu mir. Denn ich bin nicht nur Modedesigner, sondern auch das, was ich vor dieser Ausbildung war: nämlich einer, den regelmäßig das Fernweh packt. Vor meiner Zeit an der Modefachschule habe ich auf Basis meines ersten Berufs Visual Merchandiser daher auch als Shopmanager auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet. Für mein Logo kam zum Symbol der Schere konsequenterweise später zusätzlich auch noch ein Anker zum Einsatz. Denn erst beide zusammen bilden mich und das, was ich lebe, ganz ab. Sie sind für mich die absolut perfekte Kombi aus Kreativität und Horizonterweitung im Sinne persönlicher Weiterentwicklung.
Modefachschule Sigmaringen: Warum musstest Du für diese Erkenntnis ausgerechnet am Rande der Schwäbischen Alb vor Anker gehen und Modedesign lernen?
Patrick Pfeiffer: Mein Herz schlägt für Kreativität. Der Horizont des Meeres genügte mir damals einfach irgendwann nicht mehr. Durch eine ehemalige Kindergartenfreundin, die an der Modefachschule Sigmaringen ihre Ausbildung machte und die mir die Schule empfohlen, kam ich auf die Idee, meiner Kreativität hier Raum zu geben. Ich habe mich relativ schnell – nämlich an einem Tag zwischen zwei Einsätzen auf dem Schiff – für die Schule entschieden und direkt die Aufnahmeprüfung gemacht. Diese bestand unter anderem aus einer kreativen Arbeit an der Büste. Meine Mappe mit Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und einer zu einem bestimmten Thema ausgefertigten Figurine habe ich nachgereicht. Ich wurde angenommen. Und bekam sogar ein Stipendium. Überzeugt hat mich am Campus in Sigmaringen von Anfang an die Möglichkeit, in den Modulen persönlichen Interessen nachgehen zu können und sich damit zu spezialisieren. Bei mir war das vor allem der Bereich Stickerei.
Modefachschule Sigmaringen: Aus der Stickerei ist nach und nach dein jetziges Business entstanden. Du fertigst unter anderem personalisierte Bekleidung an – sogenanntes Customize Clothes –, indem Du sie mit Stickerei, Patches oder neuerdings mit Prints im Siebdruckverfahren individualisierst.
Ja, vor allem Patches, also Aufnäher, haben es mir angetan. Einige Freunde haben mir darum auch schon den Spitznamen „Mister Patrick Patchy“ verpasst. Als ich 2022 beim Contest „Good Vibes“, der von Pfaff Nähmaschinen anlässlich des 160-jährigen Bestehens ausgerufen wurde, dann auch noch den ersten Platz belegte und eine Nähmaschine mit Stickfunktion gewann, hat sich meine Wohnung quasi in ein Stickatelier verwandelt. Ich habe ein Kleingewerbe angemeldet und bin mit meinem Label „Patrick Pfeiffer“ noch während der Schulzeit ins Modedesign-Business eingestiegen.
Modefachschule Sigmaringen: Im vergangenen Jahr kursierte im Internet sogar ein Video, bei dem die Sängerin Pink eine College-Jacke mit von dir zur Trustfall-Tour designten Patches überreicht bekam...
Für mich als Pink-Fan war das natürlich ein absolutes Highlight. Ich besuche schon seit Jahren nahezu jedes Konzert der US-amerikanischen Sängerin und ihrer Band und gehöre zu den Groupies in der ersten Reihe. Mittlerweile kenne ich auch viele Band-Mitglieder persönlich. Zunächst habe ich nur College-Jacken für Freunde mit Motiven zur Trustfall-Tour bestickt und die Teile mit ihrem jeweiligen Namen personalisiert. Irgendwann wurde dann auch einige Leute aus der Pink-Crew darauf aufmerksam und fragten an, ob ich so was auch für sie machen könnte. Eva Gardner (Bass und Vocals), Stacey Campbell (Vocals) und Brad Comfort (Video Editor) beispielsweise tragen passend zur Trustfall-Tour 2023 eine von mir bestickte individualisierte College-Jacke. Jetzt warte ich nur noch darauf, dass Pink die Jacke, die ihr im erwähnten Video in meinem Namen überreicht wurde, bei einem ihrer nächsten Konzerte trägt. Aktuell habe ich auf Basis eines von mir gemachten Fotos von Pink auch einen Siebdruck angefertigt und auf T-Shirts übertragen. Vielleicht bekommt sie eines dieser Shirts, wenn ich ihr beim nächste Konzert gegenüberstehe.
Modefachschule Sigmaringen: Du bist nicht nur Fan von Pink, sondern auch von Kollaborationen. Im vergangenen Jahr etwa hast Du zusammen mit der Illustratorin Nathalie Köslin eine limitierte Kollektion zum Thema „E-Motion“ herausgebracht. Eigene Prints, aber auch Stickereien prägten die Outfits, die mit den unterschiedlichsten Gefühlen spielen und diese authentisch zum Ausdruck bringen sollen. Einzigartige Kleidung also, die ein Gegenbild zur Fake-Welt etwa im Internet darstellen soll. Und auch deine diesjährige Kollektion soll in einer Collab entstehen. Dieses Mal mit „Funny Iris“ alias der Modedesignerin Anja Wanninger. Was reizt dich so an der Zusammenarbeit mit anderen?
Ich erlebe solche Collabs als bereichernd. Auch, weil man zu zweit oder in einer Gruppe einfach stärker ist als allein. Im Team freundschaftlich zusammenzuarbeiten hat sich für mich und meine Persönlichkeit außerdem als die beste Form erwiesen. Ich bin kein Einzelkämpfer. Außerdem verdiene ich mein Geld noch nicht hauptsächlich mit meinem Label und bin darum auch auf Kooperationen und Sponsoren (zum Beispiel mit Gunold) angewiesen, um solch eine Kollektion mit allem, was dazu gehört, zu stemmen. Hauptberuflich arbeite ich ja als künstlerisch-technischer Assistent an der Modefachschule Sigmaringen und betreue etwa GastschülerInnen oder unterstütze die Social-Media-Lehr- und Lernredaktion. Doch das Modell der Drei-Tage-Woche lässt mir dabei ausreichend Zeit, um an den freien Tagen Bands wie der von Pink hinterher zu reisen und mich bei den Konzerten für neue Customized-Clothes-Designs inspirieren zu lassen. Work-Life-Balance in optimaler Form also.
Das Interview führte Karin Kontny (Stand Februar 2024).
Fotos
1) Logo des Labels Patrick Pfeiffer © Foto: privat
2) Patrick Pfeiffer © Porträt: Nathalie Köslin
3) Patrick Pfeiffer und Nathalie Köslin in Outfits, die im Rahmen ihrer Zusammenarbeit für die Kollektion
„E-Motion“ (2023) entstanden sind. © Foto: privat
4) Diese Crew-Mitglieder der Sängerin Pink (v.l.n.r.) – Stacey Campbell (Vocals), Eva Gardner (Bass und Vocals) und Brad Comfort (Video Editor) –
tragen passend zur Trustfall-Tour 2023 eine von Patrick Pfeiffer bestickte individualisierte College-Jacke
© Fotos Eva Gardner/Stacey Campbell und Brad Comfort : privat via Instagram (mit freundlicher Genehmigung)
© Fotos/individualisierte Bekleidung/Patches: Patrick Pfeiffer
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