Helena Grossmann

Eigentlich hatte die staatlich geprüfte Modedesignerin, Maßschneidermeisterin und Modemanagerin überlegt, ein Label für Damenmode zu gründen. Doch dann entdeckte sie einen Beruf, den sie so vorher nicht kannte: Als selbständige Fashion Stylistin bekommt Helena Grossmann jetzt nicht nur Einblick in Kleiderschränke, sondern erfährt auch immer etwas über die Menschen, die sie berät.


Helena Grossmann: Dazu inspiriert hat mich tatsächlich meine Patentante. Sie hat mir schon als Kind vermittelt, dass Mode nicht nur schöner Schein ist, sondern dass man durch den eigenen Stil auch Persönlichkeit ausdrücken kann. Das hat mich beeindruckt und ich habe mich dafür entschieden, an einem Gymnasium mit eigenen Lehrwerkstätten zusätzlich die Ausbildung zur Maßschneiderin zu machen. Nach dem Abitur habe ich diesen modischen Weg weiter verfolgt. Am Campus der Modefachschule habe ich mit der Ausbildung zur Modedesignerin und dem betriebswirtschaftlich orientierten Bachelorstudiengang Modemanagement die für mich richtige Kombination gefunden.

Du hast nicht nur diese beiden Abschlüsse gemacht, sondern auch noch die Meisterklasse für Maßschneider absolviert. Warum dieser Rundumschlag, der sicher auch mit einigen Anstrengungen verbundnen war?

Tatsächlich bin ich an der Modefachschule wie so viele mit der Vorstellung gestartet, vielleicht einmal mein eigenes Label zu gründen und Outfits für Frauen zu entwerfen, die zu hundert Prozent ihre Persönlichkeit ausdrücken. Der handwerklich-kreative Prozess hat mir schon immer Spaß gemacht. Dieses Wissen wollte ich gerne in der Meisterklasse vertiefen, zumal mein Berufsziel  damals auch noch nicht so konkret war wie bei anderen. Außerdem bin ich sehr neugierig und habe mich einfach für verschiedene Bereiche in der Fashionbranche interessiert. Genau darum bin ich tiefer nicht nur in alle handwerklich-kreativen Bereiche, sondern auch in die betriebswirtschaftliche Seite der Fashionbranche eingestiegen. So habe ich gelernt, wie man Mode nicht nur entwirft, sondern sie auch managt. Ich entdeckte dabei zwar, dass ein Label nicht der einzige Weg ist, den ich gehen kann, wusste aber im Prinzip immer noch nicht, wo ich mich später einmal bewerben sollte. Dass die mir bekannten Berufsbilder wie DesignerIn, KostümbildnerIn oder SchnitttechnikerIn nicht mein Ding waren – das war mir aber klar.

Wie hast Du dann letztendlich dann den Sprung ins Berufsleben geschafft?

Nach meinen Abschlüssen habe ich erst einmal in verschiedenen Bereichen gejobbt, etwa in der persönlichen Verkaufsberatung und als Personal-Shopping-Begleitung bei Breuninger. Später konnte ich mein umfangreiches Wissen aus Ausbildung und Studium im Einkauf und in der Produktentwicklung bei Marc Cain einbringen. In diesen Jahren durfte ich mir ein interessantes Netzwerk aufbauen. Eher durch Zufall bin ich dabei in die Richtung Commercial Styling gestolpert, was ich einige Jahre nebenbei gemacht habe. Erst, nachdem ich mich auf diese Weise selbst ausprobiert und mein Wissen in verschiedenen Bereichen praktisch angewandt hatte, ahnte ich langsam, was wirklich zu mir passt. Und das war eben nicht der Bürojob, sondern eher der kreative Bereich, wie ich ihn als Fashion Stylistin am Set von Fotoshootings und als Personal-Shopping-Beratung erlebt hatte. Im Übrigen ein Berufsfeld, das ich vorher so gar nicht kannte.

 

Was sind denn die  konkreten Aufgaben einer Fashion Stylistin?

Ich unterscheide dabei zwischen dem Commercial Styling für ein Label und dem Personal Styling, bei dem die Kundin im Vordergrund steht. Auf dem Personal Styling liegt in der Selbstständigkeit aktuell mein Fokus, wobei ich hin und wieder auch gerne bei Fotoshootings bin. Im Prinzip style ich aber Looks mit den entweder von einem Label vorgegebenen oder eben den im Schrank der Kundin vorhandenen Kleidungsstücken. Und zwar so, dass sie zur Zielgruppe des Labels oder zur Persönlichkeit der Person passen, die sie trägt. Dafür muss man ein Händchen im Kundenumgang und ein Auge für Farben und Ästhetik haben. Man muss sich aber auch mit Schnitten und Materialien auskennen, damit man eine Vorstellung davon hat, wie ein Kleidungsstück an einer bestimmten Person aussieht. Gerade in der persönlichen Beratung sind Kommunikation und Empathie wichtig. Die Kundin muss mir vertrauen, da der Kleiderschrank für viele ein sehr persönlicher Ort ist. Weil ich mich selbst im Laufe meines Berufsweges besser kennengelernt habe  und eine persönliche sowie modische Entwicklung durchgemacht habe, kann ich mich gut in die Situation und Bedürfnisse meiner Kundinnen einfühlen. Ich habe mir sogar schon überlegt, noch ein Psychologiestudium anzufangen. So könnte ich das Personal Fashion Styling auch mit Personal Coaching verbinden und Frauen auf Wunsch noch tiefer gehend beraten. Mein generelles Ziel ist es, meinen Kundinnen zu genau dem einzigartigen authentischen Stil zu verhelfen, den ich an meiner Patentante bis heute bewundere.

Das Interview führte Karin Kontny (Stand April 2025).

Mehr zu Helena Grossmanns Arbeit als Personal Fashion Stylistin auf www.helenagrossmann.com

Fotos

1) Helena Grossmann hat als Fashion Stylistin genau das Berufsfeld gefunden, das ihrem umfangreichen Wissen aus den Bereichen Modedesign, Maßschneiderei und Modemanagement, vor allem aber ihrer Persönlichkeit entspricht.
© Foto: Bahti Necetin

2) Arbeitssituation; Bildunterschrift: Gerade in der persönlichen Beratung sind Kommunikation und Empathie wichtig.
Die Kundin muss ihrer Fashion Stylistin vertrauen können
© Foto: Aleksandra Drozhzhina

3) Editorial Styling "A Rodeo with Catha" von Helena Grossmann.
© Foto: Tizian Böcherer

4) Helena in Aktion: Als Stylistin am Set für das Shooting „Pure Beauty No Distraction".
© Foto: Hannah Nguyen

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