Eric Hafemann

2008 machte er an der Modefaschschule Sigmaringen seinen Abschluss als staatlich anerkannter Modedesigner, heute ist er Senior Designer bei Bogner für den Bereich Ready To Wear Men. Wir fragten Eric Hafemann, was es braucht, um im Fashionbusiness nach oben zu kommen. Und was Marken erfolgreich macht.


Modefachschule Sigmaringen: Wen man sich deine Vita ansieht, wirkst Du wie ein ziemlich zielstrebiger Mensch: Nach dem Abschluss an der Modefachschule Sigmaringen bist Du schnell zum Designer bei bekannten Labels aufgestiegen. Bei Bogner, deinem heutigen Arbeitgeber, warst Du zunächst Designer, mittlerweile bist Du Senior Designer für den Bereich Ready To Wear Men. Warst Du eigentlich schon während deiner Ausbildung an der Modefachschule so fokussiert?

Eric Hafemann: (lacht) Herr Hopf und Frau Sutter [Anmerkung der Redaktion: Schulleitung und stellvertretende Schulleitung] werden sich vielleicht noch daran erinnern, dass ich damals nicht ganz so zielstrebig war wie heute. Wie viele andere auch war ich ein junger, etwas orientierungsloser Mensch. Aber ich hatte eine unglaubliche Lust auf Mode.

Mein Abschlusszeugnis als Modedesigner war eher durchschnittlich. Bis ich dort gelandet bin, wo ich heute stehe, musste ich einiges dazulernen. Zum Beispiel eben, dass ich nicht weiterkomme, wenn ich nicht eigenständiger und zielstrebiger an die Sache rangehe.

 

Viele träumen davon, direkt nach dem Abschluss als Modedesigner oder Modedesignerin bei einem großen Label anzufangen. Wie realistisch ist das?

Möglich ist alles und es gibt Leute, bei denen das tatsächlich funktioniert hat. Man kann aber auch bei einer großen Marke mit einer kleinen Aufgabe beginnen. Wie man die Verantwortlichen von sich überzeugen kann, ist letztendlich entscheidend.

Persönlichkeit zählt.

Ich machte im Anschluss an die Modefachschule ein erstes Praktikum in einem Atelier in Hamburg. Danach habe ich das Fashion College einer damaligen Partnereinrichtung der Modefachschule in Südafrika besucht. Dort konnte ich sowohl Auslandserfahrung sammeln, als auch einen internationalen Abschluss erlangen. Darauf folgte das zweite Praktikum.

Zu meinem ersten Job als Junior Designer bei Baldessarini kam ich über eine Aushilfstätigkeit. Weil ich mich dort gut einfügte, motiviert und mir für nichts zu schade war – ich klebte beispielsweise tagelang Farbkarten –, bekam ich eine Chance.

 

Ausdauer und eine gewisse Demut schadet also im Fashionbusiness offenbar nie. Mal ehrlich, wie nützlich war Dir bei deinem Aufstieg denn das, was Du an der Modefachschule gelernt hast?

Ich habe schnell gemerkt, dass ich damals in Werkstofflehre und Warenkunde hätte besser aufpassen sollen. Denn da zeigten sich mit dem Einstieg ins Berufsleben relativ schnell meine Defizite. Es ist als Designer unglaublich wichtig zu wissen, wie sich Oberstoffe typisieren lassen und wie sich unterschiedliche Waren auf den Styles verhalten, welchen Charakter sie also dem ganzen Look geben. Den gesamten Entwicklungszyklus eines Produkts zu kennen, ist sehr wichtig. Das eröffnet dir am Ende verschiedene berufliche Perspektiven. Größere Unternehmen stellen jedoch sehr fachbereichsspezifisch z.B. für Design oder Schnitt ein. Zu meiner Zeit an der Modefachschule gab es die Möglichkeit, sich etwa über Module zu spezialisieren und sich ein eigenes Profil zuzulegen, noch nicht.

Heute mache ich als Designer keinen einzigen Schnitt mehr, denn dafür gibt es Spezialisten.

Ich brauche kreative und analytische Fähigkeiten, um Kollektionskonzepte auszuarbeiten und die „richtigen“ Styles zu entwerfen. Nach meiner Ausbildung musste ich erst noch lernen Mode richtig zu fühlen.

Wie fühlt man Mode richtig?

Ich denke, das muss jeder Designer für sich selbst herausfinden. Ein Richtig oder Falsch gibt es da nicht. Für mich geht Mode weit über das Kleidungsstück hinaus.

In der Konzeptphase löse ich mich komplett vom Produkt und überlege mir, welchen „Look & Feel“ die Kollektion erzeugen soll. Es hilft mir, wenn ich meine Ideen hierzu aufschreibe. Sobald ich meine Gedanken in Worte fassen kann, erklärt es sich einfacher, wird greifbarer. Passend dazu folgen dann Moodboards, Farben, Oberstoffe, weitere Zutaten. Am Schluss steht der Entwurf. Das alles ist ein stetiger Prozess. Mode ist kreatives Handwerk. Schritt für Schritt erarbeitet man aus einem Gefühl ein fertiges Teil. Am Ende sollte die Kollektionsidee in jedem Style spürbar sein.

 

Und welche DNA braucht eine Marke deiner Meinung nach, um längerfristig erfolgreich zu sein?

Sie braucht eine DNA und Zeitgeist. Es reicht heute nicht mehr aus, einfach nur den Markt zu bedienen und die Nachfrage zu sättigen. Nur Marken, die sich eine Identität erarbeitet haben, die Impulse geben und sich modischen und sozialen Trends öffnen, haben eine langfristige Relevanz. Deshalb sind viele Luxus- und Lifestylemarken auch so krisensicher.

Erfolgreiche Marken kreieren eine Welt, in der die Menschen stattfinden wollen. Wer Mode dieser Marken trägt, hat das Gefühl, ein Teil davon zu sein.

 

Von was träumst Du, wenn Du an deine Zukunft denkst? Welche beruflichen Wünsche hast Du noch?

Beruflich würde ich gerne irgendwann die kreative Verantwortung einer gesamten Menswear Kollektion übernehmen. Außerdem hoffe ich, dass ich mir vielleicht auch noch den Traum meines eigenen Labels erfüllen kann. Aber davon träumt wahrscheinlich jeder Designer und jede Designerin!

 

Fotos
a) Porträt, Bildunterschrift:

Mofa-Alumnus Eric Hafemann ist Senior Designer bei BOGNER Ready to Wear Men
© Foto: privat

b) Outfit, Bildunterschrift:
Bavarian Wool Program, Utility Sportswear Styles mit Camouflage-Quilting und exklusivem Wool Padding;
Design Eric Hafemann für BOGNER Ready to Wear Men © Foto: BOGNER

 

 

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